Bericht Februar - Business and Engineering
Februar – Das Ende
Nachdem die Prüfungsphase bis zum 12. Februar geht, war der Anfang des Monats ziemlich arbeitsintensiv. Bei einer Prüfung jeden zweiten Tag bleibt zwar Zeit, die Inhalte noch mal durchzugehen und aufzufrischen, aber ihr müsst euch darauf einstellen, dass ihr weder Zeit zum Schlafen noch zum Weggehen habt. Vor allem die Wirtschaftskurse enthalten haufenweise Fakten und Fachausdrücke. Es ist daher ratsam, sich eine Zusammenfassung zu schreiben, in der man auf die einfachste Art und Weise die Inhalte erklärt. Denn das Erklären von Theorien und die Unterschiede zwischen den einzelnen Theorien werden am häufigsten in den theoretischen Prüfungen abgefragt. Ich habe allerdings gemerkt, dass die praktischen Kurse, d.h. die meisten Ingenieurskurse, den Großteil meiner Vorbereitungs- und Lernzeit in Anspruch nahmen. Bei jeder Aufgabe musste ich auf einen anderen Lösungsweg kommen und fast immer umfasste eine Aufgabe verschiedene Themenkombinationen, zu deren Lösung ich grundlegende und fortgeschrittene Kenntnisse benötigte. Ich empfehle daher, die Aufgabenblätter während des Semesters zu bearbeiten und bei den Tutorien und Übungen anwesend zu sein. Außerdem lohnt es sich, den Fokus aufs Ende der Vorlesungszeit zu legen, weil dann die besprochenen Aufgaben eher der Prüfung ähneln. Ihr werdet feststellen, dass die Prüfungen an sich so sind wie überall. Ihr hockt mit den anderen Studenten im Raum, die Anfangs- und Abgabezeitvorgaben sind streng und argwöhnische Dozenten laufen auf und ab, um sicherzugehen, dass nichts Unrechtmäßiges im Gange ist. Ich persönlich fand die Trennwände aus Papier witzig, die zwischen den einzelnen Studenten aufgestellt wurden, damit keiner vom anderen abschreiben kann.
Nach den Prüfungen ließ ich keine Ruhe einkehren und habe mir einen zweiten Job gesucht, um die Zeit sinnvoll zu nutzen und ein bisschen Geld dazuzuverdienen. Leider sind in dieser Zeit alle meine Freunde zurück nach Hause gereist oder in den Urlaub gefahren. Die Stadt wurde wieder zur Geisterstadt. Doch die Möglichkeit etwas Neues bei meiner Arbeit zu lernen motivierte mich. Als Barkeeper konnte ich mit Gästen reden, mein Deutsch verbessern und mehr über Biersorten erfahren. Als internationaler Student darf man maximal 120 Tage im Jahr arbeiten (was nicht für EU-Bürger gilt) und man darf die Einkommensgrenze von 450 Euro pro Monat nicht überschreiten, da man sonst Steuern zahlen muss. Diese und weitere Regelungen findet man leicht im Internet. Lest auf jeden Fall nach, was man bei Minijobs und beim Unterzeichnen von Verträgen in Deutschland beachten muss.
Auch interessant an dieser Zeit des Jahres ist, dass viele Studenten ihr Studium abschließen und wegziehen und andere innerhalb der Stadt umziehen. Dadurch entstehen viele freie Wohnungen und Zimmer, sodass ihr die Gelegenheit habt, eine günstigere Unterkunft zu finden. In meinem Fall war es so, dass ich gegen Ende des Monats in eine Wohnung ziehen konnte, die näher an meinen Arbeitsorten und an den Hochschulgebäuden liegt. Obwohl die Lage besser und mein Zimmer größer und gemütlicher ist, bin ich doch wieder mit Fremden in einer WG. Dieses Mal aber mit Deutschen. Ich freue mich schon auf das Zusammenleben und will herausfinden, ob die Stereotypen über die Bayern wahr sind. Aber unterschätzt auf keinen Fall wie ich den Aufwand rund um das Ausziehen. Das Verpacken, der Transport von einem Ort zum anderen, das Auspacken und Einräumen nehmen enorm viel Zeit in Anspruch. Fragt eure Freunde um Hilfe beim Tragen der Möbel und der schweren Gegenstände und habt ein schönes Willkommensessen im neuen Heim – für mich eine tolle Erinnerung. Vergesst nicht das alte Zimmer gründlich zu putzen. Im Studentenwohnheim wie in Privatwohnungen werden hohe Reinigungskosten fällig, wenn nicht gründlich genug geputzt wurde. Die Vermieter lassen auch nicht gerne mit sich diskutieren. Und seid euch darüber im Klaren, dass ihr in der neuen Wohnung die Neulinge seid! Also ist es angebracht, sich bei den Nachbarn vorzustellen und einen ersten guten Eindruck zu machen.
Ein letztes und zugleich trauriges Thema, zu dem ich noch etwas sagen will, ist der Moment des Abschieds von den anderen Austauschstudierenden. Der Abschied fällt schwer, weil man zuerst diese Leute nach der Ankunft getroffen hat, sie mit dir die ersten Momente in Deutschland durchleben, mit denen man die ersten Ausflüge unternimmt und mit denen man die besten Erinnerungen in Schweinfurt verbindet. Ihr werdet merken, dass der Abschied von diesen wunderbaren Leuten schwer sein wird. Denn sobald sie erst einmal weg sind, merkt man, dass sie dir das Gefühl von Zuhause gegeben haben und durch sie der Tag gleich besser wurde. Aber unsere Freundschaft hört nicht auf und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man hier in dieser internationalen Studentenstadt weiterhin tolle neue Leute trifft. Bei mir war es so, dass ich mich für das bevorstehende Semester im EveryBuddy-Programm angemeldet habe. Ich hoffe, dass ich auf diesem Weg Neuankömmlingen helfen und weitere Freunde aus aller Welt finden kann.
Jetzt ist zwar mein erstes Semester zu Ende, aber das bedeutet nur, dass ein neuer Abschnitt beginnt. Ich denke, dass ich mich dank meiner Eigeninitiative und der Beratung durch unsere Betreuer ziemlich gut eingelebt habe. Ich fühle mich immer sicherer mit meinen Deutschkenntnissen und meinem Studium. Ich habe es geschafft, finanziell unabhängig zu sein und jeden Tag an mir selbst zu arbeiten und mich zu verbessern. Ich bin jedem dankbar, der während dieses Prozesses an meiner Seite war und auch denjenigen, die sich die Zeit genommen haben meinen Erfahrungsbericht durchzulesen. Ich hoffe, er war nützlich und genauso spannend beim Lesen wie für mich beim Schreiben.
Bis zu meiner nächsten Auslandserfahrung,
Nicolas P. Ustar