Bericht Februar - Türkbey Tanman
1. Wie hast du dich auf die Prüfungen vorbereitet und wie erfolgreich warst du (Erwartungen und tatsächliche Situation? Wie viele Prüfungen? usw.)?
Aus finanziellen und seelischen Gründen konnte ich während des Wintersemesters 2019/20 nicht regelmäßig an meinen Vorlesungen teilnehmen. Mit Beginn der Corona-Epidemie ist alles zusätzlich chaotisch geworden. Deshalb konnte ich die Prüfungen zu den Online-Vorlesungen in Mathematik und Physik nicht ablegen. Das war natürlich eine große Enttäuschung für mich.
2. Wie sehr haben sich deine Deutsch- und Englischkenntnisse verbessert seit du in Deutschland lebst?
Als ich nach Deutschland gekommen bin war es mir nur wichtig so wenig türkische Freunde wie möglich zu finden. Auch wenn das zu Anfang nicht geklappt hat, habe ich später Freunde aus Deutschland und vielen anderen Ländern gefunden. Darum habe ich viel Deutsch gesprochen. Auch wenn ich es immer noch nicht gut spreche, habe ich große Fortschritte gemacht verglichen mit meinen Sprachkenntnissen bei der Ankunft. Im Gegensatz dazu konnte ich Englisch bei meiner Ankunft sehr gut sprechen, aber jetzt ist es schlechter geworden. Mit den Englischkursen an der Uni wird es bestimmt wieder besser.
3. Hast du an irgendwelchen Ausflügen der FHWS teilgenommen (Kultur/Gewerbe? Wann? Wo? Was waren deine Eindrücke?)?
Im ersten Monat des Wintersemesters gab es eine Kneipentour, die von der FHWS organisiert wurde. Da bin ich mitgegangen. Alle Studierenden haben sich mit Kommilitonen auf dem Campus getroffen und die Kneipen in Schweinfurt besucht. Auf diese Weise konnte ich Leute aus meiner eigenen und den anderen Fakultäten kennen lernen.
4. Vermisst du dein Land und dein Zuhause? Wie oft bist du nach Hause gereist oder planst nach Hause zu reisen? Kommen deine Verwandten zu Besuch? Was hilft dir, wenn du Heimweh hast?
Zu Beginn habe ich mein Haus, meine Familie, meine Freunde und unsere traditionellen Gerichte vermisst. Es ist schließlich nicht leicht jahrelange Gewohnheiten einfach abzulegen, aber mit der Zeit ist mir die deutsche Kultur ans Herz gewachsen und ich habe gute Freunde gefunden. Nur das Essen vermisse ich immer noch. Ich reise 1 Mal pro Jahr in die Türkei. Da ich keiner Verwandten oder Bekannten in Deutschland habe, ist auch niemand zu Besuch gekommen. Wenn ich großes Heimweh habe, lade ich meine türkischen Freunde zum Abendessen ein und koche die Gerichte so gut ich kann. Dank des Essens und meiner Freunde geht es mir dann wieder besser und es wird leichter damit zu leben.
5. Möchtest du nach deinem Abschluss in Deutschland bleiben oder wieder nach Hause zurückkehren?
Warum? Nach meinem Abschluss möchte ich noch für eine Weile in Deutschland bleiben, denn wenn ich nach Hause zurückkehre, wird erwartet, dass ich Arbeitserfahrungen mitbringe. Aber die Rückkehr nach Hause ist auf jeden Fall zeitlich begrenzt. Ich weiß nicht, welche Möglichkeiten und Erfahrungen die Zukunft für mich bereithält. Momentan konzentriere ich mich nur auf mein Hochschulstudium.
6. Was war die größte Herausforderung seit du hier in Deutschland lebst und wie hast du sie bewältigt?
Ehrlich gesagt war mein größtes Problem schon immer das Geld. Ich bin dauernd auf der Suche nach Nebenjobs, um mich über Wasser zu halten. Seit ich in Deutschland lebe, hatte ich schon viele Jobs, von denen ich nicht die geringste Ahnung hatte. So habe ich jedoch viel gelernt und Lebenserfahrung gesammelt. Zum Beispiel habe ich als Hochzeitsfotograf gearbeitet, ich habe Teppiche auf dem Markt verkauft usw. Das waren Gelegenheitsjobs. Dann habe ich endlich einen festen Job in einer Bar gefunden und das hat mich mental und finanziell sehr entlastet.
7. Was ist das Beste, das dir in Deutschland passiert ist (Erzähl uns eine positive Geschichte, die du mit deinen Verwandten, Freunden und allen anderen teilen kannst)?
Ich mag es, zu reisen und neue Orte zu erkunden und ich hatte ein wundervolles Erlebnis, das ganz spontan entstanden ist. Als ich in Bochum gewohnt habe, war ich im Frühling mit Freunden im Stadtpark und wir haben uns unterhalten, was getrunken und das Wetter genossen. Neben uns saß eine andere Gruppe und wir haben uns angefreundet. Während der Unterhaltung haben wir erfahren, dass in Alkmaar in den Niederlanden am nächsten Tag der so genannte Königstag gefeiert würde. Also haben wir Tickets gekauft und uns mit ihnen auf den Weg in die Niederlande gemacht. Auf dem Weg haben wir Couchsurfing ausprobiert. Da kann man eine kostenlose Unterkunft bekommen, die normalerweise nicht leicht zu finden ist, aber wir hatten großes Glück. Wir sind 2 Tage in Alkmaar geblieben und wir besuchen bis heute immer wieder unsere Freunde, die wir an diesem Tag gefunden haben.
8. Was würdest du nach 5 Monaten Erfahrung an der FHWS Studierenden aus Russland (Spanien/der Türkei) empfehlen?
Ich war nicht besonders lange in Schweinfurt und konnte nicht an allen Vorlesungen der FHWS teilnehmen. Trotzdem kann ich guten Gewissens sagen, dass es ein Privileg ist, an einer Universität zu studieren, die ihre Studierenden schätzt und sich um sie kümmert. Dieses Privileg zu haben, ist sehr beruhigend. Man kann immer ins Studentensekretariat kommen und jede Frage stellen und man bekommt immer eine Antwort. Denen, die in Schweinfurt nach Ruhe und Frieden suchen, kann ich versichern, dass diese kleine und freundliche Stadt der richtige Ort dafür ist. Man kann die Natur und die Kunst genießen und sich weiterentwickeln. Außerdem gibt es ein paar wirklich schöne Kneipen und Clubs, wo man seine jugendliche Energie loswerden kann.