Blogeintrag 5 - Feierei und Freundschaft
Ja, es ist wahr: Wer Erasmus macht verbringt seine Abende größtenteils in Bars, auf der Piazza oder im Club. Zumindest am Anfang, wenn alles neu ist und man sich in der noch unbekannten Stadt seine „Rolle“ suchen muss. Solange noch keine Klausuren in Sichtweite sind, ist die Uni eher zweitrangig. Viel wichtiger scheint es für alle Erasmusstudenten zu sein, neue Kontakte zu knüpfen und unter Leute zu gehen, denn wer Zuhause bleibt könnte die Chance verpassen, unbekannte Menschen zu treffen oder gar neue Freundschaften zu schließen. Man könnte meinen, dass feiern gehen am Anfang des Erasmus Pflichtprogramm sei. Das hört sich jetzt einerseits alles ziemlich anstrengend an (ist es auch!- und vor allem teuer), besonders wenn man weiß, dass man Zuhause ja eigentlich seine Freunde hat, aber andererseits muss man diese Phase im Erasmus wirklich genießen, denn in Deutschland warten wieder Verpflichtungen, wie Nebenjob, noch mehr Unistress oder das Arbeitsleben auf einen. Doch nach sechs Wochen Party brauche auch ich zuerst mal eine Pause und kann wirklich keinen Aperol Spritz mehr sehen.
Auffallend ist, dass in den Bars und Clubs, in denen Erasmusstudenten bzw. internationale Austauschstudenten feiern gehen eher weniger Italiener unterwegs sind. Die Partymeile für ausländische Studenten befindet sich hier in der Via Zamboni im Stadtkern, wohingegen sich die italienische Barstraße etwas weiter entfernt von den Tue Torri, in der Via del Patrello, befindet. Irgendwo ist das schade, dass hier so separiert voneinander gefeiert wird. Man wählt ja Italien, um Land und Leute kennenzulernen. Ebenso ist es aber auch interessant mit Menschen aus aller Welt in Kontakt zu kommen. Von Argentinien, Brasilien, über Nordamerika bis in die Türkei ist fast jede Nation vertreten. Die größte Gruppe Erasmusstudenten in Bologna machen jedoch Spanierinnen und Spanier aus, dicht gefolgt von deutschen Studenten und Studentinnen. Mit Spaniern Kontakte zu knüpfen gestaltet sich als eher schwierig. Aufgrund der großen Anzahl der spanischen Erasmusstudenten, verbringen diese ihre Zeit lieber unter sich. Meiner Meinung nach gestaltet es sich deshalb als fast utopisch sich unter die Gruppe aus Spaniern zu mischen, obwohl ich sogar eine spanische Freundin hier gefunden habe. Aber das ist vielleicht eher die Ausnahme. Selbst meine spanische Freundin sagt, dass die Spanier hier nur aufeinander hängen würden. Im Erasmus wird ebenfalls besonders schnell sichtbar, dass man in einem fremden Land dazu neigt, Kontakt zu Menschen zu suchen, welche die gleiche Sprache sprechen. Eigentlich darf ich mich über die Spanier hier in Bologna nicht im geringsten beschweren, denn auch meine Mädels kommen aus dem deutschsprachigen Raum Europas; nämlich eine aus Deutschland und drei aus Österreich. Hier habe ich mir die Frage gestellt, wieso ist das so? Wieso sucht man Kontakt zu Menschen, welche die gleiche Sprache sprechen? Auch meine Freundinnen und ich haben uns schon einige Male darüber unterhalten und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es einfach daran liegen muss, dass man sich auf seiner Muttersprache am aller besten ausdrücken kann. Außerdem ist es bequemer seine Muttersprache zu sprechen, weil man sie eben perfekt beherrscht. Trotz der vielen Gemeinsamkeiten zwischen Österreich und Deutschland, haben wir jedoch schon ein paar Unterschiede festgestellt, die sich vor allem in der Sprache zeigen. Es kam nämlich schon öfters vor, dass eine österreichische Freundin etwas sagte, was wir zwei deutschen Mädels nicht verstanden oder uns gar darüber totgelacht haben. Österreichische Freunde sind also doch auch etwas Besonderes und es findet auch unter uns ein, wenn auch etwas kleinerer, interkultureller Austausch statt.
So richtige italienische Freunde habe ich ehrlich gesagt noch nicht gefunden. Klar, mit meiner italienischen Mitbewohnerin, mit der ich jeden Tag zur Uni gehe und auch mit deren Freundin habe ich fast täglich Kontakt, aber ob das eher Zweckfreundschaften oder wirkliche Freundschaften sind, die auch nach dem Erasmus noch halten, kann ich ehrlich gesagt noch nicht sagen. Auf jeden Fall bin ich froh hier endlich meine feste Mädelsgruppe gefunden zu haben und mir wird immer mehr klar, dass man eigentlich an jedem Ort auf der Welt glücklich werden kann. Man muss einfach nur die richtigen Menschen um sich haben.
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