Internationale Studentin und internationaler Student im Studiengang Robotik

Bericht November - Margarita Nadelyayeva

25.08.2020 | Erfahrungsberichte Margarita Nadelyayeva

Wie war dein erster Monat an der FHWS?

Der erste Monat meines Studiums an der Hochschule ging unheimlich schnell vorbei: Das Studium nahm von Beginn an die meiste Zeit und meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Vorlesungen, Seminare, zusätzliche Tutorien sowie Deutschkurse füllten jeden Tag aus, sodass nur sehr wenig Zeit für Sport und für die Wiederholung des Gelernten zu Hause blieb. Die verschiedenen Kurse fügten sich jedoch sehr harmonisch in das Gesamtbild des Wochengeschehens ein, wenn man bedenkt, dass mindestens einmal pro Woche Aktivitäten von verschiedenen studentischen Organisationen veranstaltet werden: Eislaufen, Kneipenabende, abendliches Grillen an der Hochschule, Wanderungen rund um Schweinfurt, aber auch viele andere Aktivitäten.
So widmete ich den Oktober und November dem Studium, aber in meiner Freizeit vergaß ich auch nicht, zusammen mit meinen Freunden, Deutschland zu entdecken.

Wie unterscheidet sich das deutsche Bildungssystem von dem in deinem Heimatland?

Zuvor habe ich in meinem Heimatland nicht an einer Universität studiert. Ich bin direkt nach der Schule an eine deutsche Hochschule gegangen und kann deshalb keinen vollständigen Vergleich zwischen dem Hochschulsystem in Kasachstan und dem in Deutschland ziehen. Dennoch empfinde ich einige Aspekte im deutschen Bildungssystem der Hochschule als eine Erleichterung für das Studium:
1. Das E-Learning. Dabei handelt es sich um eine Online-Plattform, über die man sich für die gewünschten Lehrveranstaltungen anmelden sowie alle notwendigen Lehrmaterialien herunterladen kann. Meine Schule versuchte auch, eine solche Plattform zu erschaffen, um das Lernen von zu Hause für die Schüler und Schülerinnen zu vereinfachen, aber das war erfolglos. Hier in Deutschland, wo das Selbststudium und das selbstständige Lernen 50 % des Erfolges im Studium ausmachen, funktioniert das E-Learning hervorragend.
2. Es gibt keine Anwesenheitsliste. Dies kann natürlich von zwei Seiten betrachtet werden: sowohl positiv als auch negativ. Vergleicht man jedoch die Erfahrungen meiner Freunde, die an Universitäten in Kasachstan oder Russland studieren, wo sich die Anwesenheit unmittelbar auf die Leistungen der Studierenden auswirkt, so ist in Deutschland der Erfolg im Studium von der persönlichen Entscheidung des Studierenden abhängig. Es kann natürlich dazu führen, dass man überhaupt keine Vorlesungen besucht und dann kurz vor der Prüfungsphase Stress hat, da man alles nachholen muss oder umgekehrt zu den festgelegten Zeiten an die Hochschule geht. Ich persönlich sehe das Fehlen einer Anwesenheitsliste positiv, da somit die Möglichkeit besteht, Vorlesungen zu besuchen, unabhängig davon, ob mein Name auf der Liste der Lehrveranstaltung steht oder nicht.
3. Die technische Ausstattung der einzelnen Hörsäle. Es spielt keine Rolle, ob der Raum für 15 oder 115 Personen ausgelegt ist, da jeder Hörsaal mit einer sehr guten Technik ausgestattet ist: gute Beleuchtungssysteme, saubere Einrichtungen sowie viele Beamer.

Konntest du Freundschaften schließen mit deutschen und internationalen Studierenden?

In diesem Monat ist es mir natürlich gelungen, gute Bekanntschaften mit Personen aus aller Welt zu knüpfen, woraus sich in Zukunft auch gute Freundschaften entwickeln könnten. Aber natürlich haben internationale Studierende aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft eine andere Kultur, Mentalität und Lebensanschauung als Studierende aus Kasachstan. Deshalb ist es für mich noch immer angenehmer, Zeit mit Menschen aus meinem Heimatland zu verbringen.

Wie gut kannst du die Professor/innen und das Hochschulpersonal verstehen? Hast du irgendwelche Probleme mit der Sprache an der Uni oder in deiner Freizeit? Auf welchem Niveau sind deine Deutschkenntnisse zurzeit?

Glücklicherweise habe ich durch mein gutes Englischniveau keinerlei Probleme bei der Verständigung oder beim Lernen. Sowohl an der Hochschule als auch im Alltag können fast alle Probleme durch Erklärungen auf Englisch gelöst werden. Im Moment habe ich nur minimale Deutschkenntnissen, da ich gerade erst damit angefangen habe, die Kultur kennenzulernen. Aber ich hoffe, dass ich in einem Monat, wenn der Prüfungstermin näher rückt, das Niveau A1 erreicht habe und mir die deutsche Sprache etwas leichter fällt.

Gibt es noch ungelöste organisatorische Probleme? Wenn ja, welche?

Durch die Hochschule konnten so ziemlich alle organisatorischen Probleme und Probleme bezüglich des Wohnens geklärt werden, sodass ich Anfang Oktober bereits alle notwendigen Unterlagen zusammenhatte und am 1. November die Aufenthaltserlaubnis erhielt.

Was ist dein erster allgemeiner Eindruck vom Leben in Deutschland?

Es hat lange gedauert, sich an verschiedene Aspekte des Lebens in Deutschland zu gewöhnen. Man geht zum Beispiel die Straße entlang und strahlende, gut gelaunte Menschen kommen einem entgegen. Alle grüßen sich, lächeln und wünschen einem einen guten Tag. Niemand wirkt unfreundlich oder schlecht gelaunt, wie es in meinem Land üblich ist. Oder die Pünktlichkeit, die überall anzutreffen ist: von den Menschen bis zum Verkehrswesen. Der Professor beginnt seine Vorlesung genau um 14:15 Uhr, der Zug fährt um 19:13 Uhr los. Diese Systematisierung der Prozesse vereinfacht das Leben erheblich, man muss sich nur daran gewöhnen. Ebenso musste ich mich daran gewöhnen, genauso pünktlich wie alle anderen zu sein, da ich mehrmals den Zug und den Beginn der Vorlesung verpasst hatte sowie öfters den 30-minütigen Fußweg vom Zentrum nach Hause wegen des bereits abgefahrenen Busses auf mich nehmen musste.

Was ist dein erster allgemeiner Eindruck vom Leben in der Stadt?

Für mich persönlich ist Schweinfurt ein großartiger Ort, um eine qualitativ hochwertige Hochschulausbildung zu erhalten: Es ist eine typische europäische Stadt wie auf einer Postkarte, die einem alles für ein beschwerdefreies Leben bietet und es einem gleichzeitig ermöglicht, sich vollkommen auf sein Studium zu konzentrieren und ein spannendes Studentenleben zu erleben. Vielleicht vermisst man, wenn man vorher in der Hauptstadt mit 1 Million Einwohnern gelebt hat und dann in eine kleine Studentenstadt mit ca. 60.000 Einwohnern zieht, manchmal das hektische Leben der Hauptstadt. Durch das gut ausgebaute Verkehrsnetz zwischen den Städten in Deutschland hat man allerdings immer die Möglichkeit, mit dem Zug in größere Städte zu fahren, sodass man in 30 Minuten Würzburg (120.000 Einwohner) und in 3 Stunden München (1,5 Millionen Einwohner) erreichen kann.