Alte Mainbrücke in Würzburg

Diakonie FH Helsinki, Finnland

Blogeintrag 2 - Time to travel!

Es ist mittlerweile Ende September und schon wieder ist einiges passiert! Wenn man ein Erasmus- Studium macht, unternimmt man definitv mehr Ausflüge... was ich daraus für Schlussstriche ziehe? Wenn ich wieder in good old Germany bin, muss ich mir unbedingt mehr von der eigenen Heimat ansehen. Ja im eigenen Land reist man komischerweise eher selten. Wenn man die Finnen fragt „Warst du schon im Repovesi-Nationalpark oder hast du schon Tampere, Turku oder Rovaniemi besucht?“, dann sagen die meisten „Nein“. So geht es mir auch, wenn mich jemand über einige deutsche Reiseziele fragt. Das will ich nicht auf mir sitzen lassen! Na jedenfalls waren die letzten zwei Wochen nicht langweilig und vergingen wie im Flug.

Am 16. September hatte ich mein erstes Examen. Hier in der DIAK wird nach dem Blockkursprinzip gearbeitet - ein paar Wochen Theorie dann ein paar Tage Prüfungsvorbereitung und dann die Prüfung. Wir haben es überstanden!
Zur Belohnung ging es dafür übers Wochenende auf Reise. Da wir kurzfristig erfahren hatten, dass wir Montag keine Uni haben, planten wir spontan einen Trip nach Tallinn und Riga. Also saßen wir Samstag früh in der Fähre Richtung Tallinn.
Die Finnen fahren übrigens gerne nach Tallinn. Die meisten nehmen auf der Hinfahrt einen leeren Koffer mit, der dann auf der Heimfahrt reichlich gefüllt ist – Nein! Nicht mit Klamotten, so schön ist die estländische Mode dann auch nicht - mit flüssigem Hochprozentigem, denn das ist in Finnland ganz schön teuer. Wir kamen also um die Mittagszeit in Tallinn an und besichtigten erst mal die Altstadt.
Gen Mitternacht erreichten wir nach ca. 4 Stunden Busfahrt die lettische Hauptstadt Riga. Gegenüber vom Busbahnhof erwartete uns gleich der erste „Wow-Effekt“, als wir eine rießige blau beleuchtete Brücke sahen. Ja Riga ist ein Traum und hat mir sogar noch besser gefallen als Tallinn.

Auf dem Weg zu unserem Hostel, begegneten wir zwei lettischen Mädchen und fragten vorsichtshalber, ob wir auf dem richtigen Weg waren. Das Englische liegt den Letten leider nicht so im Blut, dafür aber die Hilfsbereitschaft. Trotz der Sprachbarriere versuchte uns das Mädel sichtlich bemüht und aufgeregt den Weg zu beschreiben. „And than that and that and that and that“, erklärte sie mit hingebungsvollen Handbewegungen nach links und rechts!
Wir fanden den Weg fast auf Anhieb!! In unserem Zimmer war witzigerweiße eine weitere Deutsche (die Deutschen sind wirklich überall!), mit der wir am nächsten Tag auch gleich auf Sightseeingtour gingen. Sie kam aus Richtung Vilnius in Litauen und wollte dann weiter nach Tallinn und Helsinki. Das ist halt das Schöne, das man auf Reisen nicht lange herumfackelt, und sich gleich zusammenschließt, egal welche Nationalität.
Riga hat wirklich einiges zu bieten und ist berühmt für seine großen Markthallen in der Nähe des Bahnhofs - ein Besuch ist also ein „Must“ für jeden Nicht-Vegetarier. Wer allerdings keine stark belastbaren Geruchsnerven hat, sollte etwas schneller durchmarschieren.     
Beeindruckt hat mich die Kirche mit den goldenen Kuppeln. Nicht nur von außen, sondern auch innen war die russisch-orthodoxe Kirche über und über mit Gold verziert. Wie auch in Tallinn, knieten die Leute vor den Heiligenbildern nieder und küssten sie, was ich vorher so noch nie gesehen hatte. Und natürlich darf auch die Erwähnung des Denkmals der Bremer Stadtmusikanten nicht fehlen, ein Geschenk von Rigas Partnerstadt Bremen. Mein Highlight war aber definitiv der Ausblick vom Turm einer alten Universität auf den Fluss Daugava. Der Moment war magisch – schade, dass auch ein Bild ihn nicht einfangen konnte.

Ein kleiner Tipp am Rande sind die kostenlosen Sightseeing-Touren, die mittlerweile fast in jeder Großstadt angeboten werden, zumindest in Riga und Helsinki. Das kann ich wirklich jedem Interessierten ans Herz legen, es lohnt sich sehr!

Als wir wieder in Helsinki ankamen, ging es am nächsten Tag auch gleich schon weiter mit dem Programm. Unsere Schule hatte einen Projekttag, ein „Learning Festival“, bei dem viele verschiedenste Kurse angeboten wurden, von Salsa über afrikanische Sprach- und Gitarrenkurse bis hin zu Kochkursen. Trick hierbei war, dass nicht die Dozenten lehrten, sondern Studenten, und die Dozenten sollten in die Teilnehmerrolle schlüpfen – quasi ein Rollentausch. Wir deutschen Austauschstudenten durften ein bisschen Deutsch unterrichten....
Mein „Stundenfester“ ließ neben einem Salsa Kurs auch den afrikanischen Sprachkurs von Julia zu, was mich allerdings vor ungeahnte Herausforderungen stellte.
Die sogenannte Klicksprache (Xhosa) trainierte nicht nur meine Gesichts- sondern auch meine Bauchmuskulatur. Und auch durch das gemeinsame Singen auf afrikanisch ließ uns Julia  in eine völlig andere Welt eintauchen, es kam alles so von Herzen. Sie hatte sich sogar extra in afrikanische Schale geschmissen!!
Verabschiedet hat sie uns mit einer Geschichte des Ubuntu. Kinder sollten einen Wettbewerb veranstalten, in dem es darum ging, dass der Schnellste, der am Baum ankommt, alle Früchte davon für sich allein behalten darf. Daraufhin fragten ihn die Kinder:
Ubuntu, how can one of us be happy, if all the other ones are sad? – Die DIAK hat relativ viele Studenten aus afrikanischen Ländern, die sich hier in Finnland niedergelassen haben und teilweise ihre Familien zurückließen. Viele müssen finnisch ganz neu lernen. Und jeder der schon mal versucht hat finnisch zu lernen, dem spreche ich aus der Seele wenn ich sage, dass es leichteres im Leben gibt. Für kiitos (danke) und antekksi (Entschuldigung) hat es aber noch gereicht!

Endlich war wieder Wochenende!! Und somit auch schon der nächste Ausflug geplant – getreu dem Motto „keine Zeit verschwenden, wer weiß wann man wieder die Chance dazu hat?“ Wir mieteten uns ein kleines Auto und düsten los in den Repovesi Nationalpark in der Nähe von Kouvola.
Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass das wohl das wunderbarste war, dass ich seit langem gesehen habe. Die finnische Landschaft ist atemberaubend!! Ach ich kann gar keine Worte finden, es war wunderschön! Inge, unsere Holländerin, würde jetzt „lovely“ sagen!
Um uns so richtig finnisch zu fühlen, grillten wir dort Würstchen - die finnischen Nationalparks haben fast alle öffentliche Grillstellen - das Grillen dort ist quasi ein Nationalsport.
Wir zogen uns am Seil auf einem Boot über einen See und wackelten über eine Hängebrücke über eine Schlucht. Last but not least sind wir im See schwimmen gegangen. Das war so ziemlich das coolste,  im wahrsten Sinne, was ich hier bisher erlebt hatte. Das Gefühl nach dem bitterkalten Nass war unbeschreiblich, man fühlt sich wie neu geboren und voller Energie, kein Wunder, dass die Finnen so gern Baden gehen.      
Da war ich schon ein wenig stolz auf mich, dass ich nicht gekniffen habe, schließlich waren da nicht nur wir im Wasser...


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