Reisende Studentin am Flughafen

Diakonie FH Helsinki, Finnland

Blogeintrag 7 - Time to say Goodbye!

Heute ist es so weit, heute heißt es für mich ein zweites Mal „Lebe Wohl“. Diesmal drehe ich Helsinki den Rücken und es geht wieder zurück nach Hause!
Ich weiß gar nicht recht, wo ich anfangen soll zu schreiben.. denn wie soll man ein halbes Jahr auf ein paar Worte reduzieren? Geschweige denn etwas in Worte formulieren, was man so nicht sehen kann, sondern eher fühlt?
Erst mal möchte ich betonen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass man so viel sehen und    
erleben darf, und dass ich sehr froh und dankbar bin, dass ich diese Möglichkeit hatte. Ich durfte eine andere Lebenswelt kennenlernen, durfte neue tolle Menschen treffen und meine Blickwinkel neu sortieren, mehr von der Welt sehen und auch mal erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man ganz auf sich alleine gestellt ist.
Es ist definitiv eine besondere Erfahrung so ein Auslandssemester, man nutzt seine Zeit besser als zu Hause, vielleicht auch weil man weiß, dass sie lediglich begrenzt ist.

Finnland ist wirklich ein wunderbares Land, und ich bereue es nicht, dass ich mir den Norden für mein Erasmusstudium ausgesucht habe. Ich gebe zu, dass ich zwischenzeitlich, als es wirklich bitterkalt und nass und dunkel war, schon darüber nachgedacht hatte, ob es nicht netter gewesen wäre, nach Italien oder Spanien zu gehen, in die Sonne, aber heute bin ich mehr als froh, dass es Finnland geworden ist.
Ich durfte ein Land kennenlernen, das zwar europäisch, aber trotzdem völlig anders ist als meine Heimat. Ich durfte Helsinki, mit seinen Klängen der Straßenmusiker und seinen wunderschönen Ecken kennenlernen, die atemberaubenden Nationalparks mit Sonnenschein oder herbstlich gefärbten Blättern, und den finnischen Winter mit seinem Regen, Wind, Schnee und Glatteis. Ich konnte erleben, wie es sich anfühlt, wenn die Sonne schon am frühen Nachmittag
untergeht und in der Früh erst am Vormittag aufgeht. Ich durfte Nordlichter und Rentiere sehen und ich durfte die Schönheit dieses Landes aufsaugen. Wer einmal dort oben war, den zieht es wieder hierher.

Ich habe mich gefragt, was ich nun für Schlussstriche ziehe, und was ich antworte, wenn mich jemand fragt, was mir dieses Auslandssemester gebracht hat.
Es ist ganz einfach. Mein Auslandssemester hat mich reicher gemacht, reicher an Erlebnissen, an Erfahrungen und an Freude.
Ich konnte Tallinn, Riga, St. Petersburg, Teile von Südfinnland, Lappland und wunderschöne Landschaften sehen.

Ich durfte sehen, was viele andere Menschen können und tun, was sie beschäftigt, worüber sie traurig sind und worüber sie sich freuen und dankbar sind.
Ich konnte mir Inspiration holen, durfte beobachten, was ich nicht so machen möchte wie andere und ich durfte erkennen, wo ich noch an mir arbeiten muss.
Ich weiß, dass ein Auslandssemester für jeden etwas anderes bedeutet, man kann es exzessiv ausleben oder man nutzt es einfach für sich selbst und ich glaube, dass ich aus diesen Erfahrungen lange profitieren kann.

Ich bin sehr glücklich um die schönen Abende, die ich gemeinsam mit meinen Wegbegleitern hier in Finnland hatte, wenn wir Kniffel oder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht gespielt haben, in Karaoke-Bars waren, heiße Schokolade in unserem Lieblingscafe getrunken haben oder zusammen gekocht haben, oder uns auch mal Burger mit Pommes in der Stadt gegönnt haben. Ich durfte Tränen lachen... was will man denn noch mehr?
Ich hoffe sehr, dass ich mit einigen, die ich fast sogar schon Freunde nennen möchte, auch nach dem Erasmusstudium noch Kontakt haben werde, ich würde es mir sehr wünschen.
Worüber ich mich ganz besonders freue, ist, wie viele liebe Menschen Anteil an mir und meinem Projekt Ausland nahmen. Wie viele meiner Freunde aus der Heimat mich hier in Helsinki besucht haben, dass sie die Chance genutzt haben, die finnische Hauptstadt zu sehen und mir damit eine Freude bereitet haben und mich ein Stück auf meinem Weg begleitet haben. Dass meine Eltern im kalten Dezember noch die weite Reise auf sich genommen haben, um mich abzuholen und noch ein paar Tage mit mir in Helsinki zu verbringen, war schließlich der „krönende Abschluss“ eines spannenden und aufregenden Auslandssemesters.
Jeder, der mich kennt, weiß, wie viel mir das alles bedeutet hat, und ich hoffe sehr, dass diese Menschen diese Zeilen zu lesen bekommen.

Um nochmal auf meinen ersten Bericht zurückzukommen, kann ich nun sagen, dass meine Erwartungen tatsächlich nicht enttäuscht wurden. Sicherlich ist nicht immer alles nur toll - das wäre eine Illusion - und letzten Endes ist und bleibt es einfach auch nur ein Teil eines Lebensabschnittes. Man hat genauso Pflichten, wie zu hause auch, man muss genauso in die Uni, lernt für Prüfungen und so weiter...
Aber es fühlt sich anders an, es fühlt sich gut an und man fühlt sich selbst gut, dass man sich darauf eingelassen hat und sich bemüht hat.
Es ist nicht immer so einfach, neue Wege zu gehen. Aber wenn man nicht losläuft, mal was ändert, mal was wagt und sich herausfordert, kommt man auch nicht weiter. Ein Auslandsstudium bringt einen definitiv dazu - es bleibt einem nichts übrig, man muss aus seiner bequemen Komfortzone heraus, Anschluss finden, Zweifel und Sprachbarrieren überwinden und sich all den vielen neuen Situationen stellen. Und das macht es so spannend und interessant, und das macht mich auch heute so „reich“.
Nach 5 Monaten fliege ich nun zusammen mit meinen Eltern nach Hause, sehe meine Nichte und meine Familie wieder, meine Freunde und Bekannten. Da wird man schon ein wenig sentimental, muss ich zugeben.
Ich freu mich auf zu Hause, meine wunderbare Zeit in Helsinki lasse ich hinter mir, aber die Erinnerungen, die vielen Eindrücke, Bilder und Erfahrungen nehme ich mit und werde sie immer bei mir tragen...


Kiitos Helsinki, man sieht sich immer zweimal!

Eva
 


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