Alte Mainbrücke in Würzburg

Begleite Jana bei ihrer Entdeckungstour durch Leuven in Belgien. Jana studiert für ein Semester an der Katholieke Universiteit Leuven (UCLL) und genießt die historischen Wahrzeichen und lebendigen Erasmus-Aktivitäten der Stadt. Für sie ist Leuven ein ideales Ziel, um während ihres Studiums neue Erfahrungen zu sammeln und Freundschaften zu schließen.

UCLL Leuven, Belgien

Blogeintrag 2: Lehre und Regeln auf hohem Niveau …

18.04.2023 | UCLL Leuven

…oder auch mein erster Kulturschock auf meiner bisherigen Erasmus-Reise. Wovon ich spreche? – Vom System an meiner Partnerhochschule. Was ich allerdings schon gleich vorneweg sagen kann, es ist nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick scheint und es könnte mich deutlich schlimmer treffen. Die ersten Wochen in der Hochschule waren für mich etwas ungewohnt, aber dafür ist das Auslandssemester ja da. Erfahrungen sammeln heißt eben auch Situationen zu durchlaufen, die man anders gewohnt ist. 

An der THWS in Würzburg studiere ich Medienmanagement im Bachelor und bin deshalb hier in Löwen an der UCLL und belege Kurse der Fakultät Management. Daneben gibt es noch die Fakultäten Health, Social work, Teacher education und Technology. Meine Vorlesungen finden am Campus Proximus statt, der zwar etwas außerhalb von Löwen liegt, dafür aber sehr modern und technisch optimal ausgestattet ist.
Kommen wir nun aber nochmal zum Kulturschock zurück und damit zu den Unterschieden der Vorlesungen an der UCLL zu denen der THWS. Allgemein lässt sich sagen, dass die Hochschule einen sehr schulischen Charakter hat. Das bedeutet sehr kleine Gruppen in den Vorlesungen (12-40 Studis) und deshalb auch eher Klassenräume als riesige Hörsäle.

Neben den kleineren Kursen gelten zusätzlich für mich persönlich sehr strenge Regeln. Angefangen von Anwesenheitspflicht in fast allen Kursen bis hin zu einem „Sanktionen-Katalog“ in den Briefings der Prüfungsleistungen, welcher aufzählt für welche Nicht-Einhaltung der Vorschriften es wie viele Punktabzüge in der Note gibt. Klar, das haben wir bei uns an der THWS auch, nur sind wir dabei nicht ganz so penibel. Und wenn wir von Anwesenheitspflicht sprechen, dann sprechen wir hier auch von Anwesenheitslisten, die jede Vorlesung durch die Reihen gegeben werden. Dort muss jeder per Unterschrift beweisen, dass man auch wirklich da war, und neben dem Unterricht zu lauschen zwei Stunden auf das anschließende Essen in der Mensa gewartet hat (tja das ist eben das Studentenleben, ich kann es nicht leugnen). Was ich dabei schon wieder fast lustig finde, ist, dass wir in einem Kurs zwei Joker zur Verfügung haben, welche wir im Laufe des Semesters einlösen können, wenn wir an einer Vorlesung nicht teilnehmen können. Ob das wirklich als gnädig zählt, da bin ich mir noch nicht ganz sicher. Zudem wird in manchen Vorlesungen eine Art Mitarbeitsnote vergeben, die sich am Ende des Semesters mit einem Plus oder Minus auf die Note auswirken kann. Macht euch also darauf gefasst in der Vorlesung Frage und Antwort zu stehen, auch wenn ihr euch nicht gemeldet habt. Joker, Mitarbeitsnoten, aktive Beteiligung ich denke ihr habt nun eine Idee davon bekommen, was ich mit dem schulischen Charakter meine. Sehr ungewöhnlich, aber weniger störend ist, dass oft mit offener Türe unterrichtet wird. Was es damit auf sich hat, habe ich ehrlich gesagt noch nicht herausgefunden, vielleicht löse ich das ja noch im Laufe der nächsten Beiträge hier auf. In einer der Vorlesungen wird „die offene Tür“ allerdings nur 10 Minuten geduldet. Das heißt so viel wie es gibt die Regel, dass die Türe die ersten 10 Minuten der Vorlesung offenbleibt. Nachzügler und Nachzüglerinnen innerhalb der ersten 10 Minuten der Vorlesung werden also noch akzeptiert. Nach dieser Zeit wird die Tür geschlossen. Hechtest du also schon mehr oder weniger schweißgebadet ins Hochschulgebäude, weil dein Bus mal wieder Verspätung hatte (es handelt sich hierbei nicht um eine Ausrede, sondern kommt häufig vor, aufgrund von vielen Streiks), drücke ich dir die Daumen, dass du es noch schaffst. Triffst du eine geschlossene Tür an heißt es nämlich: Glückwunsch oder auch Pech gehabt!

Sie haben die Niete gezogen und dürfen bis zur Pause warten und heute die Vorlesung lediglich in der zweiten Hälfte mit ihrer Präsenz bereichern. 

Zum Glück war ich bisher immer pünktlich und musste deshalb noch nicht bis nach der Pause warten, um der Vorlesung beiwohnen zu dürfen.

Die Gegenleistung zu den Regeln auf hohem Niveau kann sich aber auf alle Fälle sehen lassen. Das Pendant ist die Lehre auf hohem Niveau, die sich wirklich ausbezahlt. Alle Kurse, die ich belege, sind super interessant, die Inhalte werden überdurchschnittlich gut aufbereitet und die Assignments, die im Laufe des Semesters eingereicht werden müssen sind sehr sinnvoll und machen deshalb sogar richtig Spaß. Trotz, dass ich alle Kurse an der THWS schon absolviert habe, da ich mein Erasmus-Semester an die Regelstudienzeit hinten drangehängt habe, lerne ich hier noch viele neue Sachen kennen, obwohl fast alle Vorlesungen dort im ersten Studienjahr stattfinden. Mein absolutes Highlight ist allerdings der hohe Praxisbezug und damit die sehr coolen und lehrreichen Gastvorlesungen direkt vorneweg. Letzte Woche erst hatten wir einen Gastvortrag zu TikTok Marketing und einen weiteren zum optimalen Identifizieren von Consumer Insights. Beide Gastdozenten hatten überzeugende Cases im Gepäck, die sie vorstellten und uns somit der Praxis ein Stück näherbrachten. Generell wird der Praxisbezug hier sehr gut umgesetzt. Nicht nur, dass wir viel Lehrpersonal aus der Praxis haben, auch die Projekte und Prüfungsleistungen beschäftigen sich mit relevanten „real-life Themen und Unternehmen“.

Mit all meinen ersten Eindrücken vom Hochschulsystem kann ich natürlich nur für alle Medienmanagement Studis sprechen, die an der UCLL dieselben Kurse belegen, wie ich, weil das mein Ausgangspunkt ist. Für mich überwiegen ganz klar die Inhalte, die ich aus der Lehre bei UCLL mitnehmen kann. Dafür nehme ich Joker, Mitarbeitsnoten und ungewolltes Ziehen von Nieten gerne in Kauf. Und hey, ich hab auch schon gehört, dass es mache sogar gut finden, wie es hier gehandhabt wird, weil sie normal zu den Banausen gehören, die sich in den Vorlesungen nie blicken lassen. Von dem her, kann glaube ich jede und jeder mit der Situation so umgehen, dass es für sie oder ihn passt.

Alle Wortwitz-Liebhabenden können nun die Ohren spitzen und der Rest hört lieber weg oder -wohl passender- schließt jetzt schnell die Augen.
Von mir gibt es nämlich ab sofort immer ein…

…Tschöwen aus Löwen


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