Internationale Studentin und internationaler Student im Studiengang Robotik

Universität Bologna, Italien

Blogeintrag 4 - Universität auf Italienisch

Die ersten zwei Wochen Uni sind vorbei und ich muss zugeben, dass ich mir das irgendwie leichter vorgestellt hatte. Auf Italienisch reden und auf Italienisch studieren sind definitiv zwei verschiedene Dinge.

Aber zuerst einmal allgemein zur Universität in Bologna: Die Università di Bologna – Alma Mater studiorum zählt zu den ältesten Universitäten Europas und wurde um 1088 gegründet. Deren Fakultäten sind überall in der wunderschönen Altstadt verteilt. Es gibt also keinen Campus, wie man ihn beispielsweise von der Uni am Hubland in Würzburg kennt. Das Universitätsleben zieht sich durch die ganze Stadt, denn bei derer Erkundung stößt man immer mal wieder auf eine Fakultät, die in einem beeindruckenden alten Gebäude platziert ist. Ich studiere an der Facoltà Scienze Politiche, was Fakultät Politikwissenschaften bedeutet. Eine Fakultät für Sozialwissenschaften, wie sie an der FHWS existiert, gibt es beispielsweise nicht. Meine Fakultät befindet sich in einem wunderschönen Gebäude mitten in der Altstadt. Bei dessen Betreten man meinen könnte, sich in einem Museum anstatt in der Uni zu befinden. Der Treppenaufgang ist von steinernen Statuen geziert und die Decke des größten Hörsaals könnte ebenso die Decke einer Kirche aus Barockzeiten sein. In der ersten Vorlesung konnte ich mich gar nicht richtig konzentrieren, weil ich so „geflashed“ von der Schönheit dieser Universität war. Unglaublich!
Der Bachelorstudiengang Soziale Arbeit nennt sich in Italien Servizio Sociale und dauert drei Jahre. Man zählt hier nicht in Semestern, sondern in Jahren. Wenn man beispielweise in Deutschland im zweiten Semester ist befindet man sich hier im ersten Jahr. Obwohl ich in Würzburg schon im 8. Semester bin, habe ich in Bologna zwei Kurse aus dem ersten Jahr belegt. Darunter einmal Methoden und Techniken der Sozialen Arbeit und Prinzipien und Grundlagen der Sozialen Arbeit. Diese Kurse wählte ich vor allem auf Empfehlung meiner Mitbewohnerin, die das Gleiche studiert. Zu Beginn war ich etwas überfordert mit der Kurswahl und entsprechend froh, eine Person an meiner Seite zu haben, die den gleichen Studiengang belegt. Von anderen Erasmusstudenten weiß ich aber, dass man die Kurse zu Beginn wechseln und das Learning-Agreement nochmal umschreiben kann. Demnach könnte man sich die Kurse theoretisch auch erst vor Ort aussuchen, was sich vielleicht etwas leichter darstellt, als vom Schreibtisch in Deutschland aus. Neben italienischen Vorlesungen, gibt es auch viele englische Kurse und Seminare. Meistens legt man in den gewählten Fächern nach circa sechs Wochen eine Zwischenprüfung ab, welche dann mit der Endprüfung verrechnet wird. Außerdem hat man zum Teil mündliche Prüfungen. Wenn man keine Zwischenprüfung ablegen will, kann man am Ende auch nur eine große Prüfung schreiben. Dies hängt jedoch wiederum vom Dozenten und den Seminaren bzw. Kursen ab, die man gewählt hat. Für die Endprüfung stehen mehrere Termine zur Verfügung. Man kann sich selbst aussuchen, an welchem Termin man antreten will. Die Vorlesungszeit hier in Bologna ist um einiges kürzer als an der FHWS. An der Fakultät Politikwissenschaften beispielweise beginnen die Vorlesungen Mitte Februar und enden Anfang Mai. Dies unterscheidet sich jedoch von Fakultät zu Fakultät. Auch die Vorlesungszeiten unterscheiden sich etwas. Die ersten Vorlesungen beginnen morgens um neun und die Letzten enden abends um zehn. Die Notengebung ist ebenso komplett verschieden. Hier lautet die Bestnote 30 und die Schlechteste 18.

Doch jetzt dazu, wieso ich mir das Studieren auf Italienisch leichter vorgestellt habe. Erstens reden Italiener nicht nur unfassbar viel, sondern auch unfassbar schnell. So auch die Dozenten und Dozentinnen. Zweitens sind italienische Fachausdrücke in meinem Vokabular noch nicht vorhanden, was bedeutet, dass ich ungefähr jedes fünfte Wort nachschlagen muss. Und drittens komme ich mit dem Nachschlagen der Wörter während der Vorlesung nicht hinterher, da die Dozentin einen sprachlichen Marathon läuft. Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich in den ersten Vorlesungen nur Bahnhof verstanden habe. Ich bin jetzt schon froh darüber, dass ich hier nur noch zwei Credits ablege und mich somit nicht durch allzu viel italienische Fachliteratur quälen muss. Also kann ich nur empfehlen, wer auf Italienisch mehrere Vorlesungen besuchen und auch Klausuren auf dieser Sprache schreiben will, sollte die Sprache schon im Voraus ziemlich gut beherrschen. Natürlich hätte ich mir auch englische Kurse aussuchen können, denn davon gibt es zu genüge, aber wo ich schon mal hier bin, will ich auch auf Italienisch studieren. Das bedeutet dann wohl: LERNEN LERNEN LERNEN.


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