[Translate to Englisch:] Vorweihnachtsstimmung
[Translate to Englisch:] Mit großen Schritten geht es auf Weihnachten und damit auch bereits das absehbare Ende meines Auslandssemester zu. Porto ist schon seit Mitte Oktober festlich geschmückt und mein lokaler Supermarkt hat sein Werbe-Jingle auf die Weihnachtsversion umgestellt. Auch in der Uni wird die Weihnachtsstimmung spürbar. Im Projektraum hat eine Studentin einen kleinen Plastiktannenbaum samt Kugeln und Beleuchtung aufgestellt und wenn kein Professor im Raum ist, wird Weihnachtsmusik in wundervoller Laptopsoundqualität abgespielt. Bei mir ist der Weihnachtsfunke noch nicht wirklich übergesprungen und ich kann kaum realisieren, dass ich in einer Woche schon nach Deutschland fliege, um mit meiner Familie zu Feiertage zu verbringen. Das ist ziemlich fatal, da ich natürlich alle Jahre wieder mit dem Geschenkeeinkauf hinterher hänge.
In Deutschland wäre meine Inspirationslosigkeit sicherlich auf dem Bummel über einen Weihnachtsmarkt gelöst, doch diese fallen in Portugal etwas anders aus als bei uns. Auf meinem ersten portugiesischen Weihnachtsmarkt war ich nach einer langen erschöpfenden Wanderung auf den Passadicos do Paiva - Holzstege entlang des Flusses Paiva im Landesinneren- nach der es mich sehr nach einem wärmenden Glühwein dürstete. Dieses Verlangen konnte in Santa Maria da Feira leider nicht erfüllt werden. Das Weihnachtsdorf, welches eins der Größten des Landes sein soll, besteht zwar aus einem gigantischen Weihnachtsthemenpark für Kinder, aber leider nur aus vielleicht zehn dazugehörigen Häuschen, in denen man Gebäck, Spielzeug oder Schmuck erstehen kann. Weit und breit kein Glühweinstand und auch wenig Geschenk-Potentiale. Die wunderschöne Gestaltung hat aber trotzdem Busladungen voller Touristen angelockt und die Kinder auf dem Schoß vom Weihnachtsmann sahen auch sehr zufrieden aus.
Meine Erwartungen waren nach dieser ersten Erfahrung also eher gering, als ich am nächsten Wochenende nach Viana do Castelo, einer kleinen pittoresken Hafenstadt nördlich von Porto, fuhr. Das Touristen-Highlight der Stadt ist die eklektizistischen Kirche Santa Luzia, welche auf einem Berg gelegen (das Prinzip "Kirche auf Berg mit tollem Ausblick" kommt mir inzwischen von Braga und Guimaraes doch ziemlich bekannt vor) von deren Kuppel man einen wunderbaren Panoramablick auf die Stadt, das Flussdelta und das Meer hat. Nach dem anstrengenden Auf-und Abstieg, da das Funicular zu dieser Jahreszeit leider nicht mehr fährt, konnten wir zurück in der Stadt noch die letzten Minuten Public-Viewing Portugal gegen Marokko verfolgen. Mich persönlich hat das Mitfiebern der fußballbegeisterten PortugiesInnen allerdings mehr fasziniert als die Spieler auf der Leinwand. Obwohl die Enttäuschung nach dem Spiel groß war, war die Atmosphäre auf dem Weihnachtsmarkt danach mitreißend festlich. Eine traditionell gekleidete Gruppe hat einen Reigen-Tanz aufgeführt und hier wurde zu meiner Freude sogar Glühwein verkauft! Nach und nach erstrahlte die Stadt in einer wunderschönen Weihnachtsbeleuchtung und nachdem über Lautsprecher in der ganzen Stadt Weihnachtsmusik (im Wechsel mit "Feliz Natal!"-Wünschen der lokalen Regierung) erschall, kam auch ich so langsam in Feststimmung.
Um diese zu steigern darf in der Adventszeit natürlich auch das Plätzchenbacken nicht fehlen. Ich musste nicht lange zögern, das Angebot einer Freundin anzunehmen, in ihrer Wohnung und nicht in meiner turbulenten WG-Küche zu backen. Als erste Hürde stellte sich bereits der Zutaten-Einkauf dar, da das Plätzchenbacken in der portugiesischen Tradition anscheinend weniger verwurzelt ist als bei uns und es zum Beispiel Puderzucker oder Deko nicht in jedem Laden ums Eck gibt. Den Teig mussten wir ohne das Vorhandensein einer Waage auch etwas improvisieren, zum Ausrollen musste eine Flasche und zum Ausstechen Schnapsgläser zweckentfremdet werden. Ein großer Nachteil ihrer Wohnung ist außerdem, dass man nicht gleichzeitig Plätzchen im Ofen und Glühwein auf dem Herd warm machen kann, ohne dass die Stromsicherung rausfliegt. Da muss man dann seine Prioritäten setzen...
Mit dem Jahresende geht auch mein Semester in den Endspurt. Dementsprechend fällt die Zeit zum Surfen (ja das geht mit Neoprenanzug immer noch ganz wunderbar) nun kürzer und die Zeit zum Studieren deutlich länger aus, denn meine Hausarbeiten schreiben sich leider nicht von allein. Auch die anderen Erasmus-StudentInnen werden ruhiger und das Nachtleben weniger ausschweifend. Da für mich nach Portugal das Studium an der FH-WS zu Ende ist, muss ich mich außerdem schon für Praktika und Wohnungen ab Februar bewerben und so verfliegen die Tage. Ich freu mich auf die kurze Zeit in Deutschland, mit dem gewohnten Weihnachtsmarkts- und Supermarkt-Sortiment und natürlich besonders meine Familie. Den Jahresabschluss feire ich dann allerdings wieder in Porto und freu mich schon auf ein aufregendes neues Jahr.
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