Internationale Studentin und internationaler Student im Studiengang Robotik

Portugal-Universidade do Porto, Portugal

Neustart

11.01.2023 | Portugal-Universidade do Porto

Manch einer kennt es: gerade eben war noch Weihnachten, alles festlich dekoriert und man war viel zu vielen Plätzchen und Brettspielen mit der Familie ausgesetzt. Nachdem man sich den Bauch über die Feiertage vollgeschlagen und das ein oder andere Geschenk abgestaubt hat, kommen dann diese sonderbaren Tage zwischen Weihnachten und Neujahr, wo man die Orientierung über Zeit und Raum zu verlieren scheint und man nicht so richtig was mit sich anzufangen weiß. So geht es mir zumindest.

Nach einer entspannten Weihnachtswoche bei meiner Familie bin ich am 27.12 zurück nach Porto gereist, wo ich direkt wieder vom Besten portugiesischen Regen erwartet wurde. Da fühlte ich mich zumindest nicht schlecht, dass ich nach der langen Reise den Rest des Tages verschlafen habe. Frisch erholt am nächsten Tag habe ich Besuch aus Deutschland erwartet und ein neues Hobby "Am Flughafen warten und Freunde und Familien in der Ankunftshalle beim freudigen Begrüßen und Umarmen beobachten" entwickelt. Es ist schön, von dieser Atmosphäre aus Freude und Liebe umgeben zu sein (ja, hier spricht der Kitsch zu vieler Weihnachtsfilme aus mir). Mit meinen Freunden kam dann mal wieder die Frage auf: Was tut man in Porto bei Regen? Die einzig wahre Antwort darauf lautet: Essen gehen. Denn im Zentrum gibt es an jeder Ecke dutzende charmante Lokale zum brunchen, dinieren und Cocktail trinken. Genau das richtige für diese komischen Tage zwischen Weihnachten und Neujahr! Wir haben uns also jeden Tag durch ein anderes Café probiert (wofür kann man sein Weihnachtsgeld besser ausgeben?) und nach dem Ausgehen noch mehr Weihnachtsfilme geschaut.

Um am Silvesterabend dem Trubel in unserer WG-Küche zu entkommen, sind wir in ein schickes Lokal im Zentrum Essen gegangen. Das bedeutete für mich: Zum ersten mal ein mehr-Gänge-Menü und kein Raclette zu Silvester. Neben zahlreichen Gängen (kunstvoll drapiert auf kleinen Tellerchen) gab es immer volle Weingläser und eine ausgelassene Stimmung. Als Mitternacht näher rückte, wurden Rosinen verteilt, derer man in Portugal traditionell 12 Stück zu jedem Glockenschlag essen soll. Jede Rosinen steht dabei für einen Wunsch oder guten Vorsatz für das neue Jahr. Da ich ohnehin immer zu viele Pläne und to-do's habe, bin ich nur bei den Wünschen geblieben. Meine italienische Mitbewohnerin hat uns später erzählt, dass es in Italien einen sehr ähnlichen Brauch gib, allerdings mit frischen Trauben. Zu meiner Freude gab es im Restaurant auch noch Sekt, hierzulande Espumante genannt, zum Anstoßen. Ein Feuerwerk gab es aufgrund des schlechten Wetters nicht, trotzdem waren viele Leute in der Stadt unterwegs, als wir uns nach dem Essen, mehr Rollend als Gehend zur Ponte Dom Luis I. bewegten, um das Lichtermeer der Stadt zu bewundern.

2023 wurde mit viel Regen eingeläutet, aber zum Glück wurden die nächsten Tage dann etwas trockener, sodass wir doch noch ein wenig vom Touristenprogramm abhaken konnten. Und auch Anbaden bzw. Ansurfen im Neoprenanzug konnte ich schon erfolgreich absolvieren. Nach der Abreise meines Besuchs steht für mich jetzt ganz unspektakuläres Lernen auf dem Programm. Obwohl ich zwischendurch immer mal an meinem Zeitmanagement gezweifelt habe, bin ich inzwischen sehr zuversichtlich auf die nächsten Wochen und erfolgreiche Abgaben.

Ich blicke zwigespalten auf das neue Jahr. Ich bin nach den Weihnachtstagen mit einem Gefühl des "nach Hause Kommens" zurück in meiner WG gelandet und habe mich gefreut, in meine Heimat der letzten vier Monate zurückzukehren, wo ich viele neue Lieblingsorte und inspirierende Menschen gefunden habe. Gleichzeitig freu ich mich wahnsinnig wieder auf Deutschland und Zentralheizungen, mein Fahrrad, mit dem alle Wege so viel schneller absolviert sind und auf Kleinigkeiten wie das intuitive Zurechtfinden im Supermarkt. Man könnte sagen in mancher Hinsicht bin ich gut in Portugal angekommen, in mancher würde es wohl noch eine ganze Weile länger als dieses eine Semester brauchen. Die Zeit des Abschieds hat auch schon begonnen, ein paar Leute haben ihre Praktika schon beendet oder haben im Studium nur online-Abgaben und stürzen sich bereits in ein neues Abenteuer. Im Großen muss ich sagen, bin ich auch bereit für ein neues Kapitel und freue mich auf einen Neustart.


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