Reisende Studentin am Flughafen

Portugal-Universidade do Porto, Portugal

Blogeintrag 2: Sightseeing, Surfen und ein bisschen Studieren

21.10.2022 | Portugal-Universidade do Porto

Bom dia! Inzwischen bin ich seit vier Wochen in Porto und habe bereits einige erste Eindrücke von Land und Leuten sammeln können. Die Stadt hat eine sehr besondere Atmosphäre und eine großartige Stimmung. In der Innenstadt sind bei gutem Wetter an jeder Ecke talentierte Straßenmusiker. In scheinbar jedem zweiten Erdgeschoss befindet sich eine gastronomische Einrichtung und die Menschen sitzen auf der Straße, lachen, amüsieren sich und die ganze Stadt saugt diese Stimmung auf und lässt sich mitreißen. Was man außerdem im Stadtleben direkt mitnimmt: Nur Touristen bleiben an roten Ampeln stehen. Dank ausgeklügelter (mehr oder weniger) Einbahnstraßensysteme, muss das Autofahren der reinste Alptraum sein und Fahrrad fährt hier aufgrund der zahlreichen Hügel und mangelnder Radwege quasi keiner. Die Busfahrer rasen genauso schnell durch die Stadt wie man es aus Würzburg kennt, haben hier allerdings mit deutlich schmaleren Straßen und kreuz und quer parkenden Autos zu kämpfen. Als ich am 09.09. meinen doch ziemlich schweren Koffer von der Metro zu meiner Wohnung die Hügellandschaft hochschleppen und Straßen ohne abgesenkte Bordsteine überwinden musste, war mir außerdem schnell ersichtlich, dass auch das zu Fuß gehen hier eine ziemliche Hürde sein kann.

Entgegen meiner (und der aller Erasmus-StudentInnen) Erwartungen ging die Uni dann gar nicht am 12.09, sondern erst zwei Wochen später los. Das bedeutete, dass ich überraschend viel Zeit hatte, um die Stadt und insbesondere den Strand im nahegelegenen Matosinhos zu erkunden, wo ich mich auch direkt für einen Surfkurs angemeldet habe. Wer sich beim Wort Surfen jetzt vorstellt wie er/sie braungebrannt mit einem schnittigen Bord unterm Arm ins Meer joggt, das Bord in die Wellen und sich selbst aufs Bord schmeißt, um in den Sonnenuntergang zu paddeln und elegant die nächste Welle mitnimmt, den muss ich leider enttäuschen. Zunächst muss man sich recht unelegant in den hautengen Neoprenanzug zwängen, sich am Strand warmlaufen und an Land ein paar Trockenübungen vom Aufstehen auf dem Bord machen. Viel Technik gibt es nicht zu lernen, also geht’s schnell ins Wasser. Die erste Hürde dort ist, überhaupt aufs Bord zu kommen und nicht direkt wieder herunterzufallen.  Das anstrengende Paddeln und Aufstehen im richtigen Moment ist dann nochmal eine ganz andere Nummer. Gerade am Anfang bedeutet Surfen also vor allem viel Salzwasser und Frust hinunterzuschlucken. Aber auch für mich als Anfänger gibt es kleine Freuden: Im Meerjungfrauenstil (auf dem Surfbrett liegend, weil die Beine einfach nicht mehr Aufstehen wollten, mit den Armen in die Yoga-Kobra-Position hochgedrückt) von einer Welle in rasantem Tempo an den Strand schwemmen lassen. 

Ein Highlight nach dem Surfen ist es dann, die Backwarenabteilung von Lidl (ein guter Ort, wenn einen das Heimweh plagt) zu plündern, bevor es mit dem Doppeldeckerbus mit Panoramafenster zurück in die Stadt geht, um den Abend ausklingen zu lassen. Porto weist viele fantastische Parks aus, in denen man einen spektakulären Sonnenuntergang bestaunen kann. Man trifft sich mit einer Flasche Wein z.B. im Jardim do Morro und schaut sich von Straßenmusikern begleitet den Sonnenuntergang an. Sobald die letzten Strahlen hinter den Hügeln verschwinden, wird applaudiert und die zahlreichen Grüppchen ziehen langsam in die Innenstadt weiter. Hier herrscht in den Abendstunden ein reges Treiben, da viele Leute anstatt in einer Bar draußen auf der Straße stehen, sich unterhalten und viel Bier konsumieren. Wenn man hier ein Bier bestellt, bekommt man automatisch ein Super Bock, welches selbst mir als Weinliebhaber mundet und zudem sehr erschwinglich ist. Der Großteil der ca. 8.000 Erasmus-StudentInnen versammelt sich beinah täglich in der Bar Adega Leonor, wo es das Bock für 2€ und eine ausgelassene Stimmung gratis dazu gibt.

Da ich ja eigentlich fürs Studieren nach Porto gekommen bin, sollte ich wohl auch ein wenig davon berichten. Als es am 26.09. dann endlich los gehen sollte, kam der nächste Schreck für mich. Da ich beinah ausschließlich Wahlpflichtkurse in meinem Learning Agreement gewählt habe, welche sich zeitlich komplett überschneiden würden, musste ich meine Kurswahl nochmal ordentlich umschmeißen. Und nochmal und nochmal. Am Anfang habe ich mich eigentlich permanent überfordert gefühlt und nachdem ich endlich die richtigen Kurse gefunden hatte, kam dann die nächste Hürde, die Kursräume auf dem Campus zu finden. Auch wenn die Gebäude von Pritzker-Preisträger Álvaro Siza wirklich ausgesprochen ästhetisch sind, ist die Orientierung darin nicht unbedingt einfach. Dank der hilfsbereiten PortugiesInnen finde ich mich inzwischen allerdings recht gut zurecht. Auch die Vorlesungen stellen mich vor einige Herausforderungen, da die Kursbeschreibung „suitable for english speaking people“ wohl nur bedeutet, dass der Prof halbwegs gut Englisch sprechen könnte… Hier schlage ich mich ebenfalls mit Hilfe meiner portugiesischen KommilitonInnen durch. Mein Lieblingsort für die unterrichtsfreie Zeit ist die Bibliothek, die durch ein tolles Oberlicht, helles Holzinterieur und die zahlreichen Bücher eine sehr besondere Atmosphäre aufweist. Ansonsten lässt es sich auf der Terrasse der Cafeteria im Schatten riesiger Platanen mit einem meia de leite sehr gut aushalten. 

Inzwischen bin ich also seit vier Wochen hier und trotz Chaos und Unklarheiten am Anfang habe ich mich seit dem ersten Moment in Porto wahnsinnig wohl gefühlt. Von der Lebendigkeit der Stadt angesteckt fühle mich hier voller Tatendrang und deutlich entspannter als in meinem Alltag in Würzburg. Ich habe bereits viel erlebt, tolle Ausflüge gemacht und inspirierende Menschen kennengelernt und freue mich darauf in Kürze davon zu berichten.


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