Reisende Studentin am Flughafen

Universität Bologna, Italien

Blogeintrag 7 - Hitzeschlag, Prüfungsstress und Abschiedstränen

Niemand will es wahrhaben oder gar aussprechen, aber auch das Auslandssemester hat einmal ein Ende. Fünf Monate verfliegen schneller als man denkt. Zack Puff...vorbei sind sie.

Während einige Erasmusstudenten sich schon Ende Mai/Anfang Juni verabschiedeten, fing bei anderen der Prüfungsstress erst richtig an. Ich zähle mich eher zu den Erasmusstudenten, die bei jeder Abschiedsparty dabei sind, aber eher weniger Prüfungsstress haben. Um es genauer zu formulieren: Eine Woche lang habe ich für meine Sprachkursprüfung gelernt. In Würzburg lerne ich im Vergleich dazu meist sechs Wochen am Stück ohne Pause und bin am Ende der Prüfungsphase einfach nur Ferienreif. Aufgrund der Tatsache, dass mir an der FHWS nur noch 2,5 Credits fehlen, musste ich hier in Bologna zwar ein paar Kurse besuchen, aber nur eine Prüfung ablegen. Das hört sich nicht nur entspannt an, sondern war auch recht entspannt. Und da ich die zwei Semester zuvor so unglaublich viel Stress hatte und ohne Pause lernen musste oder an meiner Bachelorarbeit saß, habe ich dieses Semester ohne Klausurendruck und Dauerstress wirklich genossen. Auch wenn mir meine Freunde hier manchmal echt leid taten, weil einige von ihnen wirklich extrem viel lernen mussten.

Doch was sich um einiges schlimmer anfühlt als Prüfungsstress sind Abschiede. Hier eine Abschiedsfeier, dort eine andere. Ich hasse Abschiede! Man kommt kaum hinterher mit dem „Tschüss-Sagen“. Am aller komischsten fühlt es sich an, dass man einen Großteil der Menschen die man hier getroffen hat, wahrscheinlich nie mehr sehen wird. Einerseits macht mich diese Tatsache echt ein bisschen traurig, andererseits tröstet mich jedoch, dass es mit meinen engsten Freunden hier auf jeden Fall ein Wiedersehen geben wird. Unglaublich wie schnell man doch richtige Freunde finden kann und wie schnell einem einst fremde Menschen ans Herz wachsen. Wir haben hier gemeinsam so viel erlebt und gesehen, was unserer Freundschaft schon nach wenigen Wochen zu etwas ganz Besonderem werden lies. Es ist ein tolles Gefühl, zu wissen, hier in dem halben Jahr Freunde fürs Leben gefunden zu haben.

Drei richtig enge Freundinnen sind schon gefahren und mit jeder weiteren Abreise wird auch für mich immer das Ende des Erasmus deutlicher spürbar. Je mehr meiner Freunde die Stadt verlassen, desto mehr freue auch ich mich auf mein Zuhause.

 

Nicht nur die ausländischen Studenten verlassen verabschieden sich in Richtung Heimat, sondern auch die Italiener flüchten aus der Stadt. Alle fahren ans Meer, was ich nur zu gut verstehen kann. In Bologna ist es im Sommer so unerträglich heiß, dass man es (vor allem wenn man das deutsche Wetter gewöhnt ist) kaum aushalten kann. Eigentlich gab es gar keinen Übergang von Winter zu Frühling zu Sommer. Ich bin quasi von meiner Winterjacke sofort in mein Sommerkleid geschlüpft. Zwischen 12 und 15 Uhr kann man sich kaum draußen aufhalten, weil die Mittagssonne richtig brennt. Ich kühle mein Wasser nicht im Kühlschrank, sondern lege es gleich in die Kühltruhe und dusche mich circa im Zwei-Stunden-Takt. Ich weiß genau, ich meckere auf hohem Niveau, denn wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, werde ich mich dort über das schlechte deutsche Wetter beklagen und wünsche mir den heißen Bologna-Sommer zurück. Die Stadt wird nach und nach immer leerer und leerer und es ist auffällig, dass sich nur Touristen aus den westlichen Ländern Europas heraus in die Mittagssonne trauen, die nicht so richtig wissen, wie man einer solchen Hitze am besten aus dem Weg geht. Zum Glück habe ich meine südspanische Freundin und meinen argentinischen Freund, die auch noch eine Weile hier in Bologna sind und von denen ich mir ein paar Tipps und Tricks abschauen kann, wie man 38 Grad irgendwie erträglicher machen kann. 

Und während mir gerade nur beim am Schreibtischsitzen und Schreiben dieses Textes der Schweiß runterläuft wird mir das Ende meines Auslandsaufenthalts immer bewusster. So lange hat man sich darauf vorbereitet und genauso schnell ist es wieder vorbei. Meine Freunde, die schon wieder Zuhause sind, durchleben gerade ihre After-Erasmus-Depression, die wohl oder übel auch auf mich einprasseln wird. Die Hitze werde ich wohl nicht vermissen, aber Bologna - du schöne Stadt mit all deinem italienischen Drum und Dran – dich werde ich auf alle Fälle sehr vermissen!


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