Reisende Studentin am Flughafen

Universität Ljubljana, Slowenien

Blogeintrag 7 - Slovenia: Europe’s best kept secret

Hallo zusammen,

ein letztes Mal melde ich mich zu Wort und möchte meine zahlreichen Erfahrungen nochmals kurz und knapp in einem kleinen Resümee mit euch teilen. Am Ende ging alles viel zu schnell! Mit leeren Taschen aber verdammt vielen wertvollen Erfahrungen im Gepäck, ging es Anfang Juli schon wieder zurück nach Deutschland. Ein Magazin betitelte Slowenien vor kurzem völlig treffend mit der Überschrift „Europe’s best kept secret“. Auch ich hatte ehrlich gesagt vor meinem Auslandssemester keine konkrete Vorstellung, was mich genau erwartet. Im Vergleich zu anderen typischen Zielen für ein Auslandssemester gab es über Ljubljana nur relativ wenige Erfahrungsberichte und an der Fakultät Maschinenbau leistete ich für unsere Hochschule sogar Pionierarbeit. Doch genau das stellte für mich den Reiz dar! Nach anfänglicher Unsicherheit bin ich mittlerweile mehr als froh, mich für die unbekannte Alternative auf dem Balkan entschieden zu haben. Doch was macht ein Auslandssemester in Slowenien so besonders?

Die Stadt
Lasst euch von den Autobahn-Eindrücken nicht täuschen! Hinter Bilderbuch- Plattenbau versteckt sich eine kleine aber feine Innen- bzw. Altstadt. Sie liegt entlang der Schlinge des Flusses Ljubljanica und besticht mit vielen netten Restaurants und Cafés. Im Zentrum der Stadt thront auf einem Hügel eine Burg, die einen grandiosen Blick über die Stadt bietet und von der man bei gutem Wetter sogar die imposanten Gipfel der nahegelegenen Alpen sehen kann. Während des Semesters ist das Stadtbild von Studenten dominiert. Auf die 280.000 Einwohner kommen dann nämlich circa 65.000 Studenten. Ein wahnsinniges Verhältnis, welches sich auch im Nachtleben widerspiegelt. Im Allgemeinen ist die slowenische Hauptstadt auffallend sauber, sicher und zu jederzeit völlig entspannt. Darüber hinaus bieten der ausgedehnte „Tivoli-Park“ und die zahlreichen Outdoor-Gyms perfekte Gelegenheiten für sportlichen Ausgleich. Die Infrastruktur in der Hauptstadt stützt sich auf ein Busnetz. U-Bahn oder Straßenbahn gibt es keine. Dafür kommt man für 1,20€ vom einen Ende der Stadt ans andere. Tarifzonen sind den Laibachern auch fremd. Man zahlt stattdessen pro Fahrt (inkl. Umsteigen) einmalig den besagten Betrag. Zur späteren Stunde empfiehlt es sich dann auf die äußerst preiswerten Taxen (Metro oder Laguna) zurückzugreifen, da spätestens ab Mitternacht der Busverkehr eingestellt wird.

Das Land
Slowenien ist größtenteils sehr ländlich geprägt und bietet unglaublich geniale und vom Tourismus größtenteils noch nicht überrannte Natur. Bestes Beispiel ist in meinen Augen dafür das Soča-Tal, welches im Triglav-Nationalpark liegt. Mich hat es dort insgesamt dreimal hingezogen und ich war jedes Mal aufs Neue von der Natur beindruckt! Doch auch im Winter bin ich auf meine Kosten gekommen. Das erste Skigebiet liegt circa 35km im Norden von Ljubljana und hat selbst Mitte März noch wirklich akzeptable Verhältnisse geboten. Skisport ist im Übrigen in Slowenien sehr populär. Wer also die Möglichkeit hat, bei einem Wettkampf dabei zu sein, sollte sich das nicht entgehen lassen! Ich war persönlich beim Skiflug-Weltcup in Planica und von der Atmosphäre vor Ort schwer beeindruckt. Doch neben den Alpen hat Slowenien auch noch ein paar Kilometer Mittelmeerküste zu bieten, welche innerhalb einer Stunde über die Autobahn von Ljubljana zu erreichen ist und zum Sonnen an den heißen Tagen einlädt. Darüber hinaus bietet Slowenien den optimalen Ausgangspunkt um in der vorlesungsfreien Zeit den für die meisten unter euch wohl noch völlig unbekannten Balkan zu erkunden. Mich haben die Leute und Landschaft auf meiner kleinen Balkantour durch Serbien und Bosnien-Herzegowina so begeistert, dass ich nun plane, in meinem bevorstehenden Sommerurlaub nochmal zurückzukehren.

Das Leben
Mit 280.000 Einwohner ist Ljubljana im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten recht überschaubar und bildete vermutlich deshalb schon nach kurzer Zeit eine große fakultätsübergreifende internationale „Erasmus-Familie“ aus. Die beiden bekanntesten „Dorms“ stellten dabei oftmals den Mittelpunkt des Geschehens dar. Diese muss man sich als campusartige Komplexe verstellen, in denen ein Großteil der Studenten untergebracht ist. Für Erasmusstudenten gibt es jeweils ein komplettes mehrstöckiges Wohngebäude. Der große Vorteil ist, dass man so zwangsläufig mit anderen internationalen Erasmusstudenten in Kontakt kommt. Eine Besonderheit in der slowenischen Wohnkultur ist jedoch, dass man sich als Student ein schätzungsweise 16 Quadratmeter großes Zimmer mit einer weiteren Person teilt. Zudem ist es völlig normal, dass bis Mitternacht die Gänge als Versammlungsort herhalten. Wer etwas mehr Privatsphäre, Wohnkomfort oder Ruhe sucht, sollte sich lieber besser nach einer privaten Unterbringung umsehen. Doch dabei ist, wie in meinem ersten Bericht bereits erwähnt, etwas Vorsicht geboten, da gerade internationale Studenten in die Anzahlungsfalle von Betrügern geraten.
Die Preise und die Lebenshaltungskosten liegen nach meinen Erfahrungen leicht unter dem deutschen Niveau. Das macht sich vor allem in der Gastronomie, Taxifahrten und der Miete bemerkbar. Im Supermarkt habe ich jedoch gegenteilige Erfahrungen gemacht. Aber wo bekommt man schon Lebensmittel billiger als in Deutschland?  
Ein absolutes Highlight meines Auslandsaufenthaltes waren die sogenannten Studenski-Boni. Nach der Vorlage des „certificate of enrollment“ und der Registrierung einer slowenischen Handynummer hatte man die Möglichkeit zweimal am Tag staatlich subventioniert stattlich in allen teilnehmenden Restaurants (wirklich viele) zu essen. Ein komplettes Menü kostete in den meisten Fällen zwischen drei bis vier Euro. Frische Sandwiches gab es sogar umsonst, da der Staat mit seinem Zuschuss in Höhe von 2,67€ den Wert komplett deckte.

Das Studium
Das Studium an der Fakultät Maschinenbau stellte mich zugegebenermaßen vor einige Herausforderungen. Im Gegensatz zu anderen Fakultäten wie beispielsweise „Economics“ ist die internationale Ausrichtung des Maschinenbaus noch nicht so stark ausgeprägt. Insgesamt gab es nur ca. 10 internationale Studenten, die sich zudem über mehrere Semester verteilten, sodass die Vorlesungen nicht wie vorgesehen auf Englisch, sondern in slowenischer Sprache stattfanden und man sich teilweise ziemlich durchbeißen musste. Dennoch gaben sich die Professoren Mühe, praktische Übungen und Labortermine in englischer Sprache zu organisieren oder stellten zumindest Literatur in englischer Sprache zur Verfügung. Auf diese Art und Weise machte man dann auch die durchaus wertvolle Erfahrung eines ausgedehnten Selbststudiums.

Fazit
Wer auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem ist und Lust auf eine entspannte Hauptstadt mit zahlreichen Freizeitmöglichkeiten hat, ist in Ljubljana genau richtig! Auch wer sich ein Auslandssemester aufgrund von Verpflichtungen in der Heimat sonst nicht erlauben könnte, ist im 700 Kilometer entfernten Slowenien gut aufgehoben und kann wie ich, für ein bis zwei Tage mal kurz per Flugzeug, Bus oder Auto zurückreisen. Das Leben in der Stadt ist bezahlbar und die Einwohner sehr offen und nett. Lediglich bei der Kurswahl an der Fakultät Maschinenbau ist etwas Vorsicht geboten. Hier sollte man sich unbedingt mit dem Erasmusbeauftragten (aktuell: Herr Mirko Sokovic) der Fakultät im Voraus in Verbindung setzen und damit rechnen, dass nicht alle Inhalte in englischer Sprache vermittelt werden können und man durchaus mit slowenischen Vorlesungen und Skripten in Kontakt kommt.

 

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinen Schilderungen ausreichend informieren und euch für die slowenische Hauptstadt begeistern.
Falls ihr noch weitere Fragen habt, stehe ich euch gerne wie angekündigt auch weiterhin unter meiner Email-Adresse (lukas.wiemer[at]student.fhws.de) zur Verfügung!

Macht’s gut!

Lukas


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